Offener Brief zur Nachfolge des Linzer Kulturdirektors
Die logische Nachfolge kann nur eine Frau sein.
Presseaussendung am 12.10.2009
Sehr geehrte Damen und Herren!
Bezugnehmend auf die Artikel und die Diskussionen um die Nachfolge des Linzer Kulturdirektors Siegbert Janko sowie des LIVA Vorstandsdirektors und künstlerischen Leiters des Brucknerhauses Wolfgang Winkler und AEC Leiter Gerfried Stocker sehen wir uns veranlasst, auf eine notwendige Ausgewogenheit der Geschlechter in den Führungsebenen hinzuweisen. Nach wie vor gibt es hierbei erschreckende Statistiken. In Österreich liegt die Frauenquote in dieser Ebene bei ca. 21%. (http://www.statistik.at/web_de/statistiken/soziales/gender-statistik/022...)
FIFTITU% ruft hiermit alle verantwortlichen Politiker_innen und Gremien auf, die Chance wahr zu nehmen und dieser Forderung nachzukommen um zur Symmetrie der Geschlechter in Kunst und Kultur nicht nur ein Lippenbekenntnis abzugeben, sondern nachhaltige Taten zu setzen. Die Auswahl muss dahingehend gesteuert werden und wesentlich transparenter gestaltet werden, als dies bisher der Fall war.
FIFTITU% fordert Quoten:
50% des Budgets müssen an Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen gehen. 50% der Projekte müssen an Künstlerinnen vergeben werden. 50% der Jobs im organisatorischen Bereich auf allen Ebenen - von der Abwicklung bis zur Führung - müssen an Frauen vergeben werden. Für die Programmgestaltung sind durch entsprechende Vorgaben seitens der Kulturpolitik gender-relevante Inhalte zu gewährleisten. Im Auswahlprozess der künstlerischen und kulturellen Aktivitäten muss Gender ein wichtiges Kriterium sein. Die Kunst- und Kulturpolitik muss sich in dieser Hinsicht für eine zukunftsweisenden Entwicklung der Kunst- und Kulturszene in Linz einsetzen.
Ein Nachsatz zur Quote:
Geht es um die Frage der Quotenregelung entstehen oft hitzige Debatten über Für und Wider. FIFTITU% hat im Rahmen des Projektes "Die Quote - eine Provokation" eine Internetseite mit umfangreicher Materialsammlung eingerichtet. www.diequote.at Dort finden Sie Infos zur Geschichte der Quote und kluge sowie dumme Sprüche. Sie finden Statements der Frauenministerin, einer Kunsthistorikerin, von Künstler_innen, von einem Bau- und Kulturarbeiter und einigen mehr. "Ich bin eine Quotenfrau und stolz darauf..."; titelt beispielsweise der Beitrag von der Frauenbeauftragten der Stadt Linz. Elfriede Hammerl stellt in ihrem "Quoten-Blabla" die Frage, warum nie jemand fragt, woher so viele qualifizierte Männer nehmen und was an Halbe-Halbe ungerecht sein soll. In einer virtuellen Stadtansicht von Linz können Sie sich durch den Anteil von Frauen und Männern unter den Führungskräften in der Linzer Kulturlandschaft klicken. (stand 2005/2007)
Mit freundlichen Grüßen
FIFTITU%
Birgit Pichler
Claudia Seigmann
Ursula Kolar- Hofstätter
Roswitha Kröll
Gerlinde Schmierer
Simone Boria
Iris Aue
Sabrina Kern
Dieser Brief ergeht an Politiker_innen, Presse und Interessierte im Kunst und Kulturbereich.