Veranstaltungsreihe von 25. November 04 - 21. Dezember 04
Den Mitschnitt von Lebensbereichen sichtbar und Einschnitte in der Lebensqualität bewusst machen....
Die 3 Linzer Kulturvereine FIFTITU%, KAPU, und MEDEA haben es sich zum Projektziel gemacht, mit 4 Vortragsabenden und einer Video-Ausstellung einen weiteren Beitrag zur Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung für das Thema „Überwachung und moderner Sicherheitsdiskurs“ zu leisten.
4 Vorträge und eine Ausstellung:
Vier Referate die,
- die Bereiche Webcam-Überwachung, Datenschutz, Datenerfassung
und globale Datenweitergabe abdecken, - als auch technologische Entwicklungen zusammenfassen,
- die Überwachung durch gesellschaftliche Zwänge erforschen,
- ideologische "Grundlagen" des Überwachungskomplexes herausarbeiten, d.h. sich mit dem Sicherheitsdiskurs, seinen Wurzeln, den von ihm vorgenommenen Ausschlüssen (sozialer, rassistischer und sexistischer Natur) sowie seiner neoliberalen Einbettung befassen bzw.
- die Anschläge des 11.9. und die Folgen für den Rechtsstaat zum Inhalt haben.
Vorträge, Referate und Diskussionen:
- 25. November 04, 20h KAPU/Dachstock – Sylvia Riedmann/Christian Flatz – „RE:CONTROL“
In zwei Vortragsteilen beleuchten Sylvia Riedmann und Christian Flatz einerseits den gesellschaftlichen und diskursiven Kontext von Überwachung und dokumentieren anderersetis neue technologische Entwicklungen und deren Folgen.
- 02. Dezember 04, 20h, Arbeiterkammer/Kongresssaal – Wolfgang Sützl / „Daten Global“ - Daten, Biopolitik und Globalisierung
Der Vortrag behandelt die Datenschutzproblematik als Aspekt von Biopolitik, eines nachdemokratischen Souveränitätsmodells, welches sich auf die Macht über das "bloße Leben" (G. Agamben) stützt. Die globalisierte biopolitische Macht droht Menschen zu Untertanen zu machen, indem sie bürgerliche Rechte im Zwielicht des Sicherheitsdenkens technisch aufhebt, ohne ideologisch anstößig zu sein. Datenschutz, der als Behauptung politischer Autonomie begriffen wird, muss sich daher mit den Mechanismen der Biopolitik auseinandersetzen.
- 09. Dezember 04, 19:30h, KAPU/Dachstock - Martina Berger, "Der Frosch im heissen Wasser" anschliessend Ausstellungseröffnung „LIFE:CUT“
"Der Frosch im heissen Wasser" Die Welt steht uns offen, es liegt an uns (?) unsere Träume und Wünsche in die Wirklichkeit umzusetzen. Jeder ist seines eigenes Glückes Schmied.
"(...)Dabei wird die Verantwortung für Erfolg oder Scheitern zunehmend beim Individuum gesehen, wodurch Konkurrenzdenken und Entsolidarisierung sich verschärfen“(vgl. U. Beck, Risikogesellschaft, 1986) Einer der Grundgedanken des Neoliberalismus ist, dass das Weglassen von gesetzlichen Regelungen zur größtmöglichen Freiheit des einzelnen führen soll. Realität ist jedoch vielmehr, dass wir permanent mit „IdealBildern“ konfrontiert werden, mit denen wir uns vergleichen "müssen" bzw. mit denen wir verglichen werden – schaffen wir es nicht, diesen Bildern zu entsprechen, landen wir sehr schnell am Rand der Gesellschaft.
- 03. Februar 05, 19h, KAPU/Dachstock – Oliver Tolmein – "Der 11.9. und die Folgen für den Rechtsstaat"
"Der 11.9. und die Folgen für den Rechtsstaat" In seinem Vortrag skizziert Tolmein den Deutschen Herbst 1977 und untersucht, wo Parallelen zur Staatssicherheitspolitik nach dem 11.9. zu finden sind. War damals das Feindstrafrecht Carl Schmittscher Prägung beherrschend für die staatlichen Reaktionen, hat sich die Debatte seitdem verschoben: Nicht mehr das schwerfällige Strafrecht, die flexiblen polizeilichen Möglichkeiten beherrschen heute die Wirklichkeit. Gewohnheiten werden gerastert, Menschen erfasst und Verdächtige abgeschoben in ein rechtliches Niemandsland. Dagegen richtet sich immer weniger staatskritische Opposition, denn die jahrelange übung in der Gestaltung und Verfolgung von Feindbildern hat die westlichen Gesellschaften längst verändert. Mit Sicherheitsdenken wird versucht eine Freiheit zu schützen, die mit dem, was man sich unter Freiheit vorstellt kaum mehr als die Buchstaben gemein hat. Das liegt aber nicht nur an den Staatsmaßnahmen, sondern auch an der freiwilligen Selbstaufgabe vieler BürgerInnen. Die Technikfixierung des neuen Sicherheitswahns macht ihn aber auch angreifbar. Und dass die Helden der Inneren Sicherheit selten Erfolg auf Dauer haben, hat sich zuletzt in den realsozialistischen Staaten gezeigt.
AUSSTELLUNG LIFE:CUT
Die Ausstellung findet im Ausstellungsraum der KAPU, Kapuzinerstrasse 36/1, 4020 Linz, im 1. Stock statt. Es werden Videos gezeigt, welche die Thematik sowohl künstlerisch, als auch informativ behandeln.
Filmliste der Ausstellung LIFE:CUT
- Martina Berger – "Intime Öffentlichkeit" 2002, 5:30 Min., VHS
- Barbara Doser - "Don´t piss down my back and tell me it´s raining" 2002 A, 11 Min., DVD
- Anita Fricek – "Euro girl: exploding, vanishing" 2004 A, 5:57 Min., DVD
- public netbase - "System 77 Civil Counter Reconnaissance" 2004 DVD, 6:09 Min.; Doku-Video
- Emily Jacir – "Crossing Surda"" 2002 30 Min., VHS Video
- Miranda July – "The Amateurist" 1998, USA 14 Min., Video
- kuugel/innsbruck – "bildverbot" 2003 A 4:5 Min., Doku-Video DVD
- MEDEA – "Laufende Kamera" 2004 A, VHS, Aktionsvideo
- "San Preccario alla COOP" 2003, I/E, 50 Min., VHS
- Katharina Weingartner – "Too soon for sorry" 2001 USA/D/A, 77 Min., Farbe
- Anita Witek – "Do you know where you are, do you know what you’ve done" 1998, GB/A, 11.Min., DVD