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Nur Mut! - mit feministischen Grüßen

Nur Mut! - mit feministischen Grüßen

Ein kritischer Kommentar zum Linzfest 2013
Alle Jahre wieder und alle Jahre wieder zu Pfingsten, kommt nicht nur der heilige Geist über uns, alle christlich afinen wissen von wem ich spreche – für alle anderen: es ist als Bild gedacht - das auch das Linzfest uns wie mit einer Welle erfasst und ganz und gar verzückt.

Jedes Jahr bin ich wieder gespannt, was sich die „Leute vom Kulturamt“ einfallen haben lassen und irgendwie könnte man sich ja heuer fast einbilden, dass sie sich manchen „Schuss vor den Bug“ gemerkt haben. 2011 hagelte es Kritik über die geringe Beteiligung von Künstler_innen.
Frauen mussten sich, wenn überhaupt vertreten, mit den kleineren Nebenbühnen begnügen, gemischte Formationen wurden nicht als diese angekündigt und freie Gruppen wurden mit einem „Butterbrot“ abgespeist. Das Organisationsteam reagierte - darauf angesprochen hilflos bis verärgert.
2012 gab es die FIFTITU%-Plakataktion „feministisches Wunschkonzert“ mit zwei Radiosendungen, in denen eine Fülle von Künstlerinnen zu Wort kamen und das aufgezeigt haben, was wir eh (fast) alle schon gewußt haben:
An Frauen in der Kunst mangelt es nicht!
ABER ich will nicht nachtragend sein - schauen wir einfach was dieses Jahr Sache ist:
Heuer will das Linzfest mutig sein und hat auch „mutige“ Künstlerinnen, Künstler und Kulturinitativen eingeladen, „die mit ihren Pioniergeist, ihrem Engagement und ihrem Andersdenken viel bewirken und verändern“ - so heißts im Ankünder

Blättern wir weiter im Programm:
alternative Gruppen diskutieren, machen Radio, nähen, bauen nach, reparieren, fahren Gärten spazieren, kochen Marmelade ein, tauschen Bücher, und so weiter und sofort.

ABER bitte? Frage ich!
Wo ist da der Mut, wo sowieso gesellschaftlich Akzeptiertes getan wird?

Seit einigen Jahren ist es hipp nachhaltig zu denken / zu handeln - dass ist auch gut so.
Doch kann es sein, dass kritische Gruppen eingeladen werden, um vorweg Unangenehmes aus dem Weg zu räumen? Wer dabei ist, hat die Klappe zu halten und dafür gibt es ein Taschengeld und die Chance, das Störungen passieren sind auch viel geringer.
Die eingeladenen „Andersdenkenden“ tun brav mit, im wahrsten Sinnes des Wortes - ich auch - ich halte mich hier im Rahmen und Zaum.

Nicht erlaubt oder nicht daran gedacht: Fahrräder und Fahrradabstellplätze, die ein bischen das Autofahren einschränken könnten: die Wiese musste herhalten; Keine verrücken Clown_innen und Clowns, Närr_innen und Herolde, die der Gesellschaft und wem auch immer einen Spiegel vorhalten dürften, denn der Clownessenworkshop, wo sich die Teilnehmenden in voller Montur und dem Erlernten in die Massen werfen wollten oder sollten wurde abgelehnt.
Begründung: Das bringt zu viel Unruhe..

Die Stadt ruft uns zu „Nur Mut! Aber störend und lästig darf er nicht sein -
zum Mut? - was passt da denn besser als die Wut!

Nebenan auf der Donaupark Bühne, die größte Bühne am Sonntag, dem bestbesuchteste Tag – doch dort oben dürfen sich sich fast nur Männer tummeln.

VIELLEICHT wäre es mutig, wenn sich das künstlerische Leitungsteam einmal mit dem verantwortlichen Hauptkooperationspartner einem bekannten österreichischen Radiosender anlegen würde und zu diesem Behufe Tacheles reden würde? Vielleicht!?

So schnell geht es.

Da wird gleich was als mutig erklärt, was selbstverständlich sein sollte,
Positive Beispiele, wie das Lentos-Fest oder das heurige Musikfestival 4020 will ich!

Es zeigt sich das es auch an den handelnden Personen liegt und nicht nur ausschließlich an den Strukturen - angeblich gibt es keine Musiker_innen - Madonna, Lady Gaga, Mieze Medusa, Esrap, Billy Holiday? - alles Halluzinationen?

Ja, die Strukturen, dafür kann angeblich niemand was und daher können sie auch nicht verändert werden.

Liebes Linzfest! also du siehst, nicht der heilige Geist ist wie eine Welle über mich gekommen und auch nicht der Blitz hat mich getroffen, sondern mein waches, kritisches und feministischesAuge beobachtet dich, nimm es als Kompliment - ich bin an dir interessiert
und durchaus auch bereit -Mal ein Lob! über die Lippen kommen zu lassen -
wie hieß es in May Fair Lady so schön: „Lauf [...]sonst streu ich dir Pfeffer in A.

Also NUR MUT!

Foto: Courage Schriftzug

Kulturpolitisch