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Offener Brief zur Nachfolge in der Linzer Kulturdirektion

Offener Brief zur Nachfolge in der Linzer Kulturdirektion

Presseaussendung am 25. März 2010

Die patriarchalen Netzwerke funktionieren.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Der Politik scheint es nicht wichtig zu sein, auf eine Ausgewogenheit der Geschlechter in den Führungsebenen hinzuarbeiten. Wie schon in unserem offenen Brief von Oktober 2009 dargelegt, hat sich die Statistik diesbezüglich nicht wesentlich gebessert. (21% Frauen)

Julius Stieber wird im Mai neuer Kulturdirektor, trotz qualifizierter Mitbewerberinnen. Zwei Frauen und ein Mann standen in der letzten Runde zur Auswahl. Die Jury war bis auf eine externe Expertin "männlich" besetzt. War dies der Grund, dass im Dreiervorschlag dem Mann der Vorzug gegeben wurde? Herr Bürgermeister Dobusch hätte noch einmal anders entscheiden können.
Oder lag es am politischen Tauschhandel? Welche Gründe auch immer ausschlaggebend waren: Laut Frauenförderplan der Stadt Linz steht die Stelle der gleichqualifizierten Frau zu – und die gab es!

Politik sollte im Sinne des Gemeinwesens und Zusammenlebens handeln. Im Besonderen gilt das für den Kultursektor, der als Schnittstelle zur Öffentlichkeit eine Vorreiterrolle einnimmt und Zeichen, die in diesem Bereich gesetzt werden zukunftsweisend sind. Das Gemeinwesen, das sind auch durchschnittlich 52% Frauen der Gesamtbevölkerung. Frauen, denen nach wie vor Zugänge zu allen Ebenen der Macht durch solche Entscheidungen verwehrt werden – aktiv verwehrt werden!

Laut Frauenförderplan der Stadt Linz ist eine Quote bei Neubesetzungen einzuhalten – beschämend genug, dass es sich dabei um eine zu erfüllende Frauenquote von 40% handelt! Wie wäre es mit einer Männerquote von maximal 40% auf allen Ebenen?

Wieder ein Nachsatz zur Quote:
Geht es um die Frage der Quotenregelung, entwickeln sich oft hitzige Debatten zu Für und Wider. FIFTITU% hat im Rahmen des Projektes "Die Quote – eine Provokation" eine Internetseite mit umfangreicher Materialsammlung eingerichtet. http://www.diequote.at
Dort finden Sie Infos zur Geschichte der Quote und kluge wie auch dumme Sprüche. Ebenso finden Sie Statements der Frauenministerin, einer Kunsthistorikerin, von Künstler_innen, eines Bau- und Kulturarbeiters und einiger mehr.
"Ich bin eine Quotenfrau und stolz darauf..." titelt beispielsweise der Beitrag der Frauenbeauftragten der Stadt Linz. Elfriede Hammerl wirft in ihrem "Quoten-Blabla" die Frage der nie gestellten Frage auf, woher so viele qualifizierte Männer zu nehmen seien und was an Halbe-Halbe ungerecht sein solle. In einer virtuellen Linzer Stadtansicht können Sie sich durch den Frauen- und Männeranteil innerhalb der Führungskräfte der Linzer Kulturlandschaft klicken. (Stand 2007)

Mit freundlichen Grüßen
FIFTITU%

Dieser Brief ergeht an Politiker_innen, Presse und Interessierte im Kunst- und Kulturbereich.

Kulturpolitisch